aka Super Dogs Summer House
USA 2012
90 min.
Regie: David DeCoteau (als Mary Crawford)
Darsteller:
Cynthia Rothrock – Ms. Clause
Christopher Mitchum – Santa Clause
Gary Daniels – Dean
Daniel Bernhardt – Bryan
Kathy Long – Sadie
Woran denkt ihr, wenn ich das Wort Weihnachten schreibe? Palmen? Hitze? Sonnenbrillen? Oder doch eher an den Freizeitsport Crockett?
Wenn ihr zu all diesen Begriffen nein gesagt habt, kann ich euch gratulieren: Ihr seid ganz normal denkende Menschen. Von David DeCoteau, dem Regisseur von Santa’s Summer House, kann man das wohl kaum behaupten. Der ehemalige Günstling der B-Movie Legende Roger Corman setzt nämlich auf die oben genannten Zutaten für seine wahnsinnige Vision eines Weihnachtsfilms. Im Gegenzug verzichtet er auf all das, was einem Weihnachtsfilm normalerweise die passende Stimmung verleiht: Schnee, geschmückte Tannenbäume oder das Motiv der glücklichen Familie.
Den Grund dafür werden wir wohl nie erfahren. Vielleicht hat David DeCoteau so lange in die Flammen seines Adventskranzes gestarrt, bis sie zu ihm gesprochen haben. Vielleicht hat er auch zu viel Kunstschnee durch die Nase gezogen. Eventuell liegt es aber auch daran, dass DeCoteau Weihnachtsfilme am Fließband dreht. Allein 2017 drehte er fünf Weihnachtsfilme – da fällt fast zwangsläufig die Produktionsphase eines Weihnachtsfilms in den Hochsommer.
Ebenso seltsam wie die Idee, einen Weihnachtsfilm im ausgetrockneten Kalifornien runterzukurbeln, wirkt die Besetzungsliste. Gleich drei ehemalige Stars aus der B-Movie-Kreisliga nehmen hier noch ein paar schnelle Dollars mit. Gary Daniels (Kickbox Terminator, Bloodfist 4) und Daniel Bernhardt (Bloodsport 2-4) spielen zwei Yuppies mit Defiziten im Privatleben, die zusammen mit ein paar weiteren Fremden auf der Fahrt in den Sommerurlaub zufälligerweise über den Sommersitz des Weihnachtsmanns stolpern. Die Martial-Arts-Legende Cynthia Rothrock (Yes Madam, Army of Convicts) spielt die Frau des Weihnachtsmanns, die die Reisenden sogleich einlädt, das Wochenende im Domizil von Papa Noel zu verbringen. Da Santa’s Protzbau im Inneren aussieht, als würden dort regelmäßig Pornos gedreht, willigen die Touristen gerne ein.
Was folgt ist aber allerdings deutlich weniger aufregend als ein Sahnewestern: Belanglose Unterhaltungen auf Santas Sofa, an Santas Esstisch oder in Santas Whirlpool… Zudem wird jeder Szenenwechsel mit weihnachtlichen Symbolen von einer Clipart-CD der späten neunziger Jahre überblendet. Bereits nach einer Viertelstunde haben sich Zuckerstangen und Lebkuchenmänner auf die Netzhaut des geplagten Zuschauers gebrannt.
Den traurigen Tiefpunkt der Alibi-Handlung stellt eine fast zehnminütige Partie Crockett auf Santa’s trockenem Rasen dar. Der Verlauf des Matches bleibt für den Zuschauer jedoch ein Mysterium, da die ganze Sequenz anscheinend nur mit einer einzigen Kamera gedreht wurde, die hektisch zwischen den wabbeligen Knien der abgehalfterten Kampfsport Stars hin und her schwenkt. Wenn ihr also Gary Daniels oder Daniel Bernhardt nicht anhand ihrer Füße wiederkennt (was völlig normal wäre), werdet ihr dem Spiel kaum folgen können.
Doch diesem Film will man gar nicht folgen. Zu belanglos ist die Handlung, zu wenig weihnachtlich die Stimmung. Vielleicht hat diese Abwesenheit von Weihnachtsstimmung den deutschen Verleih dazu bewogen, den Titel dieser Schandtat von Santa’s Summer House in Super Dog’s Summer House zu ändern. Doch ironischerweise ist das eine Frechheit, die selbst dem schamlosen David DeCoteau nicht eingefallen wäre. Die titelgebende Töle des Weihnachtsmanns glänzt nämlich durch Abwesenheit und pflanzt ihren pelzigen Podex vielleicht gerade mal 120 Sekunden in die Kulisse. 120 Sekunden beträgt übrigens auch die Zeitspanne, die man den Film ertragen kann, ohne sich die Haare vom Kopf zu reißen. Also macht euch selbst ein Geschenk und schaut diesen Film nur, wenn ihr bereits alle anderen Weihnachtsfilme gesehen habt oder ihr der Meinung seid, dass Crockett der geilste Sport der Welt ist.
Commodore Schmidlapp